Kibardin-Quartett

Südamerikanisches Temperament trifft russische Seele

Kibardin-Quartett spielt auf seiner CD „Am Samowar“ (VÖ 15.10.) russische Tangos von Efim Jourist

 
In Russland trägt der Tango seine ganz eigene Note, die das Kibardin-Quartett eindrucksvoll und virtuos auf seiner neuen CD „Am Samowar – Tangogeschichten aus Russland“ (VÖ 15.10., querstand) einfängt. In der Besetzung für Violine, Bajan (Knopfakkordeon), Gitarre und Kontrabass erklingen ausdrucksstarke Werke des legendären Bajanvirtuosen Efim Jourist. Wie kein anderer verband er südamerikanisches Temperament mit der Melancholie der russischen Seele. Jourist bereicherte den Tango mit Elementen des Gypsy-Jazz und der Klassik sowie einer ganzen Bandbreite weiterer tänzerischer Einflüsse.
 
Seine Tangos erzählen Geschichten von der Liebe, schnappen musikalisch süffisant den Dialog zweier Trinker in einer russische Taverne auf oder empfinden die Atmosphäre auf der Veranda einer russischen Datscha nach, wo man am Samowar sitzend ins Träumen gerät. Inspiration fand Jourist in russischen Volksliedern, deren bekannte Melodien und Texte sich durch seine Kompositionen ziehen. Die russischen Tangos klingen versonnener und weniger akzentuiert als das argentinische Pendant und sind zum Teil mit einer Portion tiefgründigem Humor über das russische Leben gewürzt. Den Abschluss der CD bildet die „Hommage á Piazzolla“. Mit diesem feurigen Arrangement verneigt sich Jourist vor seinem großen Vorbild. Wie Piazzolla verstand sich Efim Jourist nicht nur als ausgezeichneter Instrumentalist, sondern ebenfalls als leidenschaftlicher Komponist und Arrangeur.
 
Michael Kibardin (Violine), Jens-Uwe Popp (Gitarre) und Guido Jäger (Kontrabass) arbeiteten viele Jahre gemeinsam mit dem 2007 verstorbenen Efim Jourist. Nach einem Hommage-Konzert für den Grandseigneur des Bajans in den Hamburger Kammerspielen beschlossen die Musiker, die Konzerttangos Jourists weiterleben zu lassen und gründeten das Kibardin Quartett. Den technisch hochanspruchsvollen Bajan-Part übernimmt seitdem der Preisträger des New Yorker Wettbewerbs „Golden Accordion“, Alexander Pankov. Er ist als Solist und Bühnenmusiker gefragt und spielt in verschiedenen Weltmusik- und Tango-Bands. Michael Kibardin ist Namensgeber des Ensembles. Seine internationale solistische Laufbahn führte ihn u.a. nach Spanien, Paloma da Musica Valencia, und Australien, Sydney Opera House. Kontrabassist und Komponist Guido Jäger, der in der Robert Wilson Produktion „Alice“ zu Musik von Tom Waits mitwirkte, und Gitarrist Jens Uwe Popp, Mitglied des David Orlowsky Trios, musizierten weltweit mehr als zehn Jahre im Giora Feidman Trio.
 
Efim Jourist wird gern als „Paganini des Bajan“, betitelt. Der 1946 in Kamjanez-Podilskyj in der Ukraine geborene Jourist fiel schon früh durch seine einmalige musikalische Begabung auf. Als Bajanvirtuose machte er sich nach seinem Studium an der Hochschule in Gorki schnell einen Namen und konzertierte auch zu Zeiten der Sowjetunion weltweit als Solist mit Orchester. Seine Tangos entstanden 1995 nach seiner Übersiedlung nach Deutschland.

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Kibardin-Quartett
Michael Kibardin, Violine
Alexander Pankov, Bajan
Jens-Uwe Popp, Gitarre
Guido Jäger, Kontrabass
 
www.kibardin-quartett.com
 
Am Samowar – Tangogeschichten aus Russland
querstand – LC 03722 – VKJK 1319 – Total: 45:06