Gleichberechtigung in der Kunst per Augmented Reality-App hinterfragen
Das Schumann-Haus Leipzig veröffentlicht kostenfreies App-Projekt für Museumsbesucher und als Schulversion für Jugendliche
Interviews mit Carolin Widmann, Lauma Skride, Laura Liebeskind u.a.
Gibt es Gleichberechtigung in der Kunst? Dieser Frage widmet sich die neue gleichnamige Augmented Reality App des Schumann-Hauses Leipzig. Ausgehend von den Herausforderungen, vor denen Clara und Robert Schumann standen, reflektieren Künstlerinnen und Künstler ihr heutiges Leben zwischen Karriere, Familie und Geschlechterrollen. Museumskuratorin Prof. Dr. Beatrix Borchard interviewte dazu Geigerin Carolin Widmann, Pianistin LaumaSkride, Cellist Peter Bruns, die Singer-Songwriterinnen Laura Liebeskind und Wencke Wollny (Karl die Große) sowie das Künstlerpaar Ellen Stein und Jan Gabbert von den buchstabenschubsern. Ausgestattet mit einem hauseigenen iPad wird der Museumsbesuch in der ersten gemeinsamen Wohnung der frisch verheirateten Schumanns somit um eine virtuelle Ebene erweitert. Außerdem wird die App für Schulen deutschlandweit bereitgestellt und kann flexibel im Unterricht eingesetzt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Leiter der Freien Oberschule Leipzig der Rahn Education, Peter Lippert, entstand für Jugendliche der Klassen 8 bis 12 ein umfangreiches, modular aufgebautes pädagogisches Begleitmaterial. „Damit verstärkt das Schumann-Haus sein Engagement für Kinder und Jugendliche, sensibilisiert für gesellschaftsrelevante Themen und fördert den vorurteilsfreien Diskurs im Umgang mit Geschlechterrollen,“ so Gregor Nowak, Leiter des Museums. Neben der App bietet das Haus bereits ein umfangreiches Angebot für Schulen und Horte in Leipzig. schumannhaus.de/schulen
Mittels Augmented Reality entsteht eine neue Wahrnehmungsebene, die es ermöglicht, Herausforderungen aus der Zeit von Clara und Robert Schumann mit Erfahrungen und Ansichten von heute lebenden Künstlerinnen und Künstlern zu verbinden. Dafür kann der Museumsbesucher die Interviewten in den Schumann-Saal beziehungsweise der Schüler direkt während des Unterrichts in das Klassenzimmer projizieren. Die App „Gleichberechtigung in der Kunst“ thematisiert drei Schwerpunkte: „Rollen“, „Kinder und Karriere“ sowie „Künstler-Paare“. Einstimmung in die Themen bieten drei kurze Animationsfilme über Clara und Robert Schumann. Diese verdeutlichen damit die historische Ebene der App. Sie stammen aus dem kreativen Büro der buchstabenschubser aus Potsdam, das bereits die Russlandreise im Reisekabinett des Schumann-Hauses kunstvoll in Szene setzte und deren Gründer selbst als Interviewpartner vor der Kamera standen. Entwickelt wurde die AR App in Zusammenarbeit mit Homann Güner Blum GbR und Polyverse.
Was bedeutet es heute, ein/e Künstler/in zu sein? Wie vertragen sich Partnerschaft, Kinder und Karriere? Für eine Frau? Für einen Mann? Damals wie heute? Ist zusammenleben und zusammenarbeiten gut für die Liebe? Aktuelle Fragen, zu denen schon Clara und Robert Antworten suchen. Nach ihrer schwer erkämpften Eheschließung wagten sie, entgegen aller im 19. Jahrhundert vorherrschenden Konventionen, ein modernes Experiment: eine Liebes- und Schaffensgemeinschaft auf Augenhöhe.
„Clara aber hatte sich für Robert Schumann entschieden, weil sie so nicht gezwungen sein würde auf eine Berufstätigkeit zu verzichten. Er brauchte sie, weil er sich eine Hand verletzt hatte und nicht selbst als Pianist auftreten konnte. Er hatte sich für sie entschieden, weil er seine Kunst „nicht als Handwerk fürs tägliche Brot“ betreiben wollte. Das hatte er ihr so geschrieben. Sie stimmte zu, denn beide sahen sich als Ausnahmekünstler, für die die allgemeinen Vorstellungen über die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau nicht galten,“ so die Musikwissenschaftlerin und Musikautorin Prof. Dr. Beatrix Borchard, die sich Zeit ihres Lebens Clara und Robert Schumann sowie der Genderforschung widmet. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher und ist die Gründerin der Forschungsplattform Musik(vermittlung) und Gender(forschung) im Internet, kurz MUGI.
Das Projekt „Gleichberechtigung in der Kunst“ wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR. Weitere Unterstützung erhielt die App durch die Mariann Steegmann Foundation.
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FOTOS: we.tl/t-PigtCFSkmd
Projektleitung: Gregor Nowak (Schumann-Verein Leipzig e.V.)
Kuratorin: Prof. Dr. Beatrix Borchard
Organisation: Schumann-Verein Leipzig e.V., Gregor Nowak / Homann Güner Blum GbR
Filmaufnahmen: Animation und Video-Design, Ralph Gellwitzki
Animationsfilme: buchstabenschubser GbR, Ellen Stein & Jan Gabbert
App-Programmierung: Polyverse, Simon Hellwig
PR / Marketing: accolade-pr, Franziska Franke-Kern
Pädagogische Beratung: Freie Oberschule Leipzig, Rahn Education, Peter Lippert
Grafik: Homann Güner Blum GbR
Interviewpartner:innen: Laura Liebeskind, Lauma Skride, Carolin Widmann, Wencke Wollny (Karl die Große), Ellen Stein & Jan Gabbert (buchstabenschubser GbR), Peter Bruns
INFORMATIONEN
Schumann-Haus Leipzig
Inselstraße 18 | 04103 Leipzig | Tel: 0341 39 39 2191 | info@schumannhaus.de | schumannhaus.de
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ÜBER DAS SCHUMANN-HAUS
Willkommen bei den Schumanns zu Hause! Mit seiner neuen Dauerausstellung beherbergt das Schumann-Haus das erste Museum, das einem Musikerpaar gewidmet ist. Mittels Hörfeatures, klangakustischen Installationen und multimedialen Collagensowie einiger originaler Objekte, wie beispielsweise demAbdruck von Clara Schumanns Hand,wird der Besucher eingeladen, in die Leipziger Zeit der Schumanns einzutauchen. Ihre glücklichen ersten vier Ehejahre verbrachten Clara und Robert Schumann in dem von Friedrich August Scheidel 1838 im klassizistischen Stil errichteten Haus in der Inselstraße 18. An Claras 21. Geburtstag bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, der sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. In der Beletage begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz. Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke, beispielsweise den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie op. 38 sowie sein Klavierquintett op. 44, das seine Frau im Gewandhaus uraufführte. 1999 kaufte die Rahn Dittrich Group das Haus und begann mit der Restaurierung nach denkmalpflegerischen Richtlinien. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“ und dem Schumann-Verein Leipzig e.V. entstand eine einzigartige Symbiose aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte.
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